Quelle: www.20min.ch (30.06.2015)
Anja bestellt eine Ray-Ban-Sonnenbrille zu einem Schnäppchenpreis im Internet. Marco findet in einem Webshop unschlagbar günstige Nike-Schuhe. Mit ihren Bestellungen werden aber beide nicht glücklich: Als Marco sein Paket öffnet, schlägt ihm ein beissender Gummi-Gestank entgegen. Anstatt der sehnlichst erwarteten Sneakers hat er ein billiges Imitat erhalten. Noch schlechter ergeht es Anja: Der Zoll hält das aus China stammende Paket mit Verdacht auf Produktfälschung zurück, sie sieht ihr Geld nie wieder.
Im Internet wimmelt es von Online-Shops und -Marktplätzen, die Konsumenten mit günstigen Angeboten über den Tisch zu ziehen versuchen. In einer Aktionswoche warnen die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (KOBIK) des Fedpol und der Verein Stop Piracy auf Facebook und Twitter vor der Masche. «Augen auf! Fälschungen im Internet erkennen» heisst die Aktion.
«Wir erhalten immer mehr Meldungen von Konsumenten, die Opfer unseriöser Anbieter sind oder uns auf solche aufmerksam machen», sagt Sabine Dändliker, Geschäftsführerin von Stop Piracy. Die Betrüger würden äusserst professionell vorgehen: Die Webshops seien ähnlich gestaltet wie jene der grossen Online-Händler. «Schaut man nicht genau hin, tappt man leicht in die Schnäppchenfalle.» Manche verkaufen nicht nur Fälschungen, sondern missbrauchen auch die erfassten Kreditkartendaten. So merkte eine Kundin im Nachhinein, dass ihre Kreditkarte zum Buchen von Hotelferien missbraucht worden war.
Stop Piracy rät von einem Kauf ab, wenn es als «Imitat», «Importware», «cheap» oder «lookalike» angepriesen wird. Gute Ware sei auch im Internet nicht spottbillig, so Dändliker. Ein Preis- und Sortimentsvergleich mit anderen Anbietern helfe, mögliche Fälschungen auszumachen. Auch wenn auf der Website das Impressum mit den Kontaktangaben des Anbieters fehlt, rät sie von einem Kauf ab. Fehlerhaft geschriebene oder maschinenübersetzte Informationen auf der Website können ebenfalls auf Fälschungen hindeuten.
Wer bereits in die Schnäppchenfalle getappt ist, dem rät Stop Piracy, mit dem Verkäufer Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, den Kauf rückgängig zu machen. Handelt der Käufer schnell, so könne auch die Kreditkartenfirma die Überweisung des Geldes eventuell noch blockieren. Auf keinen Fall darf eine im Ausland bestellte Fälschung zurückgeschickt werden, da die Ausfuhr gefälschter Ware verboten ist. In diesem Fall droht ein Gerichtsverfahren mit möglichen zusätzlichen Kosten.
Dändliker empfiehlt stattdessen, Anzeige gegen den Verkäufer zu erstatten. Handelt der Täter gewerbsmässig, müssen die Behörden von Amtes wegen Abklärungen treffen. Den kriminellen Online-Banden auf die Spur zu kommen, ist jedoch schwierig. Laut Fedpol ist die Chance, Fälscher zu erwischen, sehr klein. Oft handle es sich um organisierte Banden im Ausland, etwa in China. Am häufigsten handeln sie mit Handtaschen, Reisetaschen, Portemonnaies und Medikamente – letztes Jahr beschlagnahmte die Eidgenössische Zollverwaltung fast 32'000 Produkte im Wert von über 4 Millionen Franken.
Dändliker räumt ein, dass es auch Konsumenten gibt, die bewusst günstige Fälschungen anstelle des teuren Originals kaufen. Sie warnt: «Vielen ist nicht bewusst, dass sie damit direkt das organisierte Verbrechen unterstützen.» Das Geld fliesse in Organisationen, die auch in andere kriminelle Aktivitäten wie Drogen- oder Menschenhandel verstrickt sind. «Da die Produkte auch keinen Sicherheits- und Qualitätskontrollen unterzogen wurden, können die Artikel zudem die Gesundheit und die Sicherheit der Konsumenten gefährden.»
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