ACHTUNG: Werbungen für Bitcoin ist eine Falle

Im Netz kursieren Werbeanzeigen für Krypto-Investments mit dem Konterfei von Persönlichkeiten wie Bundesrat Ueli Maurer, Roger Federer und Marco Rima. Dahinter stecken mutmasslich Betrüger und Betrügerinnen. Das Finanzdepartement hat Strafanzeige gestellt – aber die Urheber und Urheberinnen sind schwer zu fassen.

Quelle: watson.ch (11.10.2021)

Clickbait mit berühmten Persönlichkeiten

Wer in den vergangenen Tagen von der Schweiz aus ausländische News-Websites ansteuerte, begegnete dort manchmal Bundesrat Ueli Maurer (SVP). Mit seinem Namen und Gesicht wurden Online-Werbeanzeigen geschaltet, die zielgenau Schweizer Leserinnen und Lesern von Artikeln der Huffington Post oder des Guardian angezeit wurden. «Der Ueli-Maurer-Skandal: Das hat die Welt verrückt gemacht und die Banken haben Angst», heisst es in einer der Anzeigen.

Wer auf die Werbefläche klickt, landet auf einer Website, auf welcher über spektakuläre Geldgewinne dank Investments in Kryptowährungen berichtet wird. Die Website ähnelt vom Layout einem Artikel des Onlineangebots von SRF. Im Text wird Ueli Maurer zitiert, er selber habe derartige Wertsteigerungen nicht für möglich gehalten, bis ihm ein Freund ihm von seinen Gewinnen mit Kryptowährungen erzählt habe.

Bild: screenshot von watson.ch (11.10.2021)

Wirbt Bundesrat Maurer tatsächlich auf dem Newsportal der öffentlich-rechtlichen SRF für Investitionen in Bitcoin & Co.? Nein.

Weder stammt der erwähnte Artikel von SRF, noch hat Bundesrat Maurer die oben erwähnten Sätze je gesagt. Bei der Website, auf welcher man landet, wenn man auf die Werbeanzeigen mit Maurers Konterfei klickt, handelt es sich um eine mutmasslich betrügerische Masche. Sie soll dazu verlocken, Geld zu überweisen, mit dem sie vermeintlich Kryptowährungen erwerben. In Wahrheit landet es in den meisten Fällen ohne irgendwelche Gegenleistung oder der Möglichkeit auf eine Rückerstattung in den Händen der anonym bleibenden Urheber und Urheberinnen der Website.

Ermittlungen verliefen im Sand

Bei Maurers Finanzdepartement (EFD) hat man Kenntnis von der betrügerischen Werbung mit Fake-Zitaten des Bundesrats – und will juristisch dagegen vorgehen. Bereits im letzten Jahr seien ähnliche Websites aufgetaucht, erklärt Maurers Sprecher Peter Minder:

«Der Rechtsdienst des EFD hat zum Thema Bitcoin Code bereits am 18. Mai 2020 eine Strafanzeige wegen (versuchten) Betrugs an die Bundesanwaltschaft eingereicht. Die neuerlich aufgetauchte Aktion wird als Ergänzung zur bestehenden Strafanzeige der Bundesanwaltschaft zugestellt.»

Ob die Köpfe hinter der Fake-Maurer-Werbung gefunden werden können, ist fraglich. Denn die Bundesanwaltschaft sistierte die nach der Strafanzeige im Mai 2020 eingeleiteten Ermittlungen nach vier Monaten, «da keine Angaben zur Täterschaft vorlagen, welche deren Identifizierung erlaubt hätte».

Ein weltweites Problem

Auch das Schweizer Radio und Fernsehen ist von diesen Fake Werbungen für Bitcoin betroffen. Seit mehreren Monaten kursierten Werbeanzeigen, bei welchen unerlaubt Bilder aus Sendungen von SRF verwendet werden oder die gar in einem gefälschten SRF-Layout aufgemacht sind. Oftmals missbrauchten die Urheber und Urheberinnen auch Bilder von SRF-Moderatorinnen und Moderatoren für ihre dubiosen Zwecke.

Die Reklamationszentrale entdeckt immer wieder solche Anzeigen dubioser Cryptowährungstrader auf verschiedenen Websiten oder Apps mit Berühmtheiten wie Roger Federer, Schawinski oder Wolf Matthias und meldet diese sogleich den besagten Onlinemedien. So antwortete beispielsweise eine Mitarbeiterin von watson.ch:

"Es handelt sich dabei um automatisierte Werbung. Wir führen regelmässige Prüfungen der erscheinenden Ads durch. Bedauerlicherweise passiert es immer mal wieder, dass solche Banner durchrutschen. Die Anbieter werden immer kreativer und Google selber scheint sich seiner Verantwortung zu entziehen. Das ist leider ein bekanntes Problem, mit dem alle Publisher weltweit zu kämpfen haben."

So funktioniert die Masche

Es ist üblich, dass Onlinemedien Google Ad Sets verwenden. Dies dient dazu, auf dem Portal Platz zur Verfügung zu stellen, wo Google dann Werbung schalten kann. Somit haben Websiten wie www.watson.ch oder www.20min.ch reservierte Plätze für Google Ad. So weit, so problemlos.

Das Problem ist, dass das Onlinemedium nur bedingt kontrollieren kann, welche Anzeige geschaltet wird. Eine gewisse Kontrolle besteht zwar, jedoch sind die mutmasslichen Betrüger geschickt: Wenn eine Anzeige falsch betitelt wird, kann die Kontrolle umgangen werden und die Anzeige trotzdem im Feed der Leser und Leserinnen angezeigt werden. Darauf hat das Onlinemedium keinen Einfluss.

"Ausgewählt" werden die Leser und Leserinnen der Werbeanzeigen durch sogenanntes retargeting and remarketing. Insbesondere wenn man sich Videos auf der Streaming-Website www.kinox.to ansieht, bekommt man danach des Öfteren solche Werbeanzeigen zu sehen. Wenn man nämlich auf www.kinotx.to mehrmals weiterklickt kann es sein, dass man irgendwann auf einer Fake-20min.ch-Website landet, wo dann die IP-Adresse gespeichert wird. Daraufhin kann dieser IP-Adresse dieselbe Seite wieder angezeigt werden.

Was Sie tun können

Vor der Masche warnt auch das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC). Es sei häufig schwer zu erkennen, dass es sich dabei um unseriöse Werbung und nicht um einen echten Zeitungsartikel handelt. Manchmal jedoch ist es an der nicht vertrauenswürdigen URL zu erkennen.

Das NCSC rät, Werbung dieser Art zu ignorieren und im Zweifelsfall auf der Website der Finanzmarktaufsicht FINMA zu überprüfen, ob es sich beim Anbieter um einen in der Schweiz zugelassenen Finanzdienstleister handelt.

Ebenso können Sie Screenshots davon machen und die Onlinemedien auf die verdächtigen Werbeanzeigen auf Ihren Websites und Apps aufmerksam machen.



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