Von Reza Rafi
Easyjet zahlt Passagieren nach einer Verspätung je 400 Euro - ein Meilenstein
Basel Die Stimmung kippte, als es draussen längst dunkel war. Kurz vor Mitternacht stand der Airbus noch immer am Genfer Flughafen. Ungeduld macht sich breit, Einzelne rufen
aus, andere stöhnen. «Wann sind wir endlich zu Hause? Wann geht es weiter?» Es ist der Abend des 6. Juli, ein Samstag. Knapp 80 Passagiere sind an Bord der dicht bestuhlten Maschine, die
eigentlich von Antalya nach Basel-Mulhouse fliegen sollte. Stattdessen ist man vor den Toren der Rhonestadt gelandet.
Die Gäste von Flug EZ1210 haben einen langen Tag hinter sich: ein letztes Mal frühstücken in der Südtürkei, auschecken aus dem Hotel, mit dem Bus an den Flughafen Antalya fahren, Gepäck aufgeben,
anstehen vor dem Zoll, anstehen vor dem Sicherheitscheck. Lärm, Warten, Schweiss. Noch am Nachmittag hatte die unbarmherzige Mittelmeersonne eingeheizt. Eine Dusche und frische Luft wären für die
Passagiere jetzt das Beste.
Doch der Flieger hebt in dieser Nacht nicht mehr ab; das heimische Badezimmer muss warten. Die Passagiere werden in einen Bus transferiert und auf dem Landweg nach Basel gefahren. Morgens um 10
vor 4 Uhr kommen die Reisenden schliesslich an, übermüdet und gereizt. Planmässige Ankunft wäre 22:50 in Basel gewesen. Das sind fast fünf Stunden Unterschied.
Zu den Fluggästen gehört auch Bernhard Madörin. Der umtriebige Treuhänder ist in Basel kein Unbekannter; er politisierte mal für die SVP im Parlament und ist in einen langwierigen,
öffentlichkeitswirksamen Streit mit der Staatsanwaltschaft am Rheinknie verwickelt. Noch während der Verspätung hat Madörin reagiert und die Vollmachten aller Passagiere eingefordert - eine
unabdingbare Voraussetzung für seinen nächsten Schritt: gegenüber Easyjet im Namen aller Kunden Verspätungsschaden geltend machen. Er stützte sich dabei auf einen Paragrafen im bilateralen
Luftverkehrsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union.
Zunächst spielt die Fluggesellschaft auf Zeit und schickt ihren Anwalt vor, der sich mit Madörin um juristische Formalitäten streitet. Als die Passagiere von Flug EZ1210 aber eine Klagewelle in
Aussicht stellen, lenkt die britische Airline ein und verspricht allen Betroffenen der Odyssee je 400 Euro Entschädigung. Easyjet muss zum normalen Betriebsaufwand also zusätzliche rund 30 000
Euro zahlen. Die erfolgte Entschädigung basiert auf der europäischen Fluggastrechte-Verordnung 261 / 2004 und den Vorgaben des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl).
Madörins Durchbruch könnte Schule machen
«Schade ist, dass Easyjet zunächst auf die übliche Karte Verzögerung und Verschleierung spielte», sagt Madörin im Nachhinein. Positiv sei, dass die Fluggesellschaft «im Zugzwang der Not korrekt
agierte». Madörin ist sicher, es sei eine absolute Premiere, «dass sich Easyjet mit einer kollektiven Klage von rund 80 Personen konfrontiert sah». Tatsächlich zeigen Recherchen, dass der
vorliegende Fall für Easyjet in der Schweiz wohl Präjudizcharakter hat. In Kundenforen und in Touristikkreisen haftet der Airline der Ruf an, einen ineffizienten Kundendienst zu betreiben und
Fluggastrechte allzu zögerlich umzusetzen. Madörins Durchbruch könnte Schule machen - und zu einem Umdenken bei den Billigfliegern führen.
Die SonntagsZeitung hat bei Easyjet nachgefragt, ob es sich für das Aviatikunternehmen um den ersten derartigen Fall von Sammelentschädigungen in der Schweiz handelt. Von der Unternehmenszentrale
in Luton bei London wird dazu Folgendes mitgeteilt: «Sammelklagen nach US-Vorbild existieren in Europa nicht. Sammelforderungen wie im vorliegenden Fall gibt es bei Easyjet höchst selten, da
unser Unternehmen bei der Pünktlichkeit zu den Besten gehört und daher höchste Kundenzufriedenheit geniesst.» 88 Prozent der Easyjet-Flüge seien im Jahr 2012 pünktlich angekommen, das sei für die
Branche ein Spitzenwert. Die grosse Mehrheit der Easyjet-Passagiere sei überdies «zufrieden mit unserem Service».
Weiter betont das Unternehmen, dass der Flug EZ1210 von Antalya nach Basel «aufgrund technischer Probleme» umgeleitet werden musste. «Die Sicherheit der Passagiere hat bei Easyjet Priorität.» Man bitte die Fluggäste für die Verspätung und die entstandenen Umstände «in aller Form um Entschuldigung».
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Mirdita Ermilande (Freitag, 20 November 2015 11:40)
Ich habe problem bei easyjet ich musste zum artz gehen weil ich viel geld musste zahlen für gepek
steiner (Donnerstag, 12 Januar 2017 22:12)
Easyjet hat mir250 € per mail versprochen, aber seit 6 Monaten noch nicht bezahlt.
Tanja (Mittwoch, 11 Oktober 2017 23:05)
@Steiner geht mir genau so, einfach in der Höhe von 860 CHF...
Kid (Montag, 05 Februar 2018 14:44)
Ich warte schon 13 Monate... und kriege keine Antwort mehr....